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Mine Schulhof

Nachgebaut in Minecraft

Die Kinder trafen sich mit mir online im Spiel Minecraft und bauten Stück für Stück den Schulhof mitsamt den Gebäuden nach. Dazu mussten die Maße des Schulgeländes und der einzelnen Gebäude grob in Schritten abgelaufen und damit die Entfernung in Metern gemessen werden. Digital haben wir dann im Maßstab “1 m:1 Minecraft-Block” das Schulgelände nachgebaut. Ich verteilte bei jeder Sitzung Areale an die Kinder, welche sie dann nach Absprache im Team und nach ihren eigenen Vorstellungen so real wie möglich nachbauen sollten.

Ziele

Die anfängliche Idee war die Kinder in die Schule zu holen, ohne dass sie ihr Haus verlassen müssen. Dazu musste ein digitaler Schulhof gebaut werden, samt der dazugehörigen Gebäude. Das taten wir per „Crossplay“ über verschiedenste Endgeräte in dem Spiel Minecraft.

Ablauf

Zunächst habe ich eine leere Welt bei Minecraft erstellt. Daraufhin konnte sich jedes Kind mit seinem eigenen Endgerät einloggen und sich frei in der Welt bewegen. Wir suchten uns einen geeigneten Fleck für unser Bauvorhaben und fingen an den Zaun zu ziehen, um eine Orientierung zu haben, wie groß alles wird. Zur Kommunikation per (Sprach-) Chat während des Projekts nutzten wir Discord. Dort postete ich auch Bilder des Schulhofs und der Gebäude von innen und außen aus mehreren Perspektiven, um den Kindern Vorlagen für ihre Aufgaben zu geben.

Zwischen den „Spielesitzungen“ hatte ich den Kinder so etwas wie “Hausaufgaben” gegeben: Da Rahnsdorf eine fast dörfliche Gegend ist, war die Schule von allen teilnehmenden Kindern fußläufig erreichbar. Daher konnten die Kinder eigene Abmessungen des Geländes vornehmen und diese mit meinen vergleichen.

Innerhalb der Schulhofgrenzen wurde allerdings das meiste nach Gefühl gebaut. Ich habe digital die Grenzen der Gebäude abgesteckt, aber alles darüber hinaus, wie auch den gesamten Schulhof, haben die SchülerInnen aus ihrer Erinnerung heraus nachgebaut. Jeder durfte sich einen Bereich aussuchen, den er besonders gut in Erinnerung hat und hat diesen gestaltet. Unterstützend hatte ich Fotomaterial über den tjfbg Discord Server zur Verfügung gestellt, an welchem sich die Kinder orientieren konnten.

So hat sich ein Kind z. B. unsere Krümelschule (Nebengebäude für die Montessori-Klassen 4 - 6) ausgesucht und diese äußerst präzise nachgebaut, weil er selbst in dieser unterrichtet wurde. Trotz kleinerer Spielereien mit den Kindern schafften wir es, in ca. 20 Spielsitzungen den gesamten Schulhof nachzubauen. Dazu gehörte: ein Wäldchen mit Vegetation, ein Bolzplatz mit Körben und Toren, eine Laufbahn mit Sprunggrube, eine Turnhalle samt Innengestaltung, Pausenhof samt Spielplatz und ein Schulnebengebäude samt Inneneinrichtung und Schulmaterialien. Was wir nicht fertig geschafft haben: das Hauptgebäude - dort fehlten noch zwei Etagen, als der Lockdown vorbei war.

Digital trifft analog

Entfernungen und Maße mussten analog gemessen werden, um sie anschließend digital nachzubauen. Dafür liefen wir entweder die Entfernungen zwischen zwei Messpunkten ab und zählten die Schritte als Meter oder haben Türen und Fenster mit Zollstöcken vermessen.
Highlights
Da Minecraft ein Spiel aus der täglichen Erlebenswelt der Kinder ist - ob sie es selbst spielen, Videos davon gucken oder mit Freunden in der Schule darüber reden - war die Begeisterung für das Projekt natürlich entsprechend hoch.

Die Kinder waren sehr viel besser als ich in der Lage kreativ Materialien zweckzuentfremden, um bestimmte Areale besonders echt aussehen zu lassen. So wurden kleine Birken wegen ihres dünnen und noch recht kurzen Stammes durch weiße Zaunpfeiler dargestellt, die den echten Stämmen zum Verwechseln ähnlich sahen. Des Weiteren fügten Kinder in Eigenregie der vorhandenen Einrichtung ihre eigenen Ideen hinzu: So hat ein Kind eine geheime Falltür in einen Klassenraum gebaut und an diese einen Tunnel, der einige hundert Meter weiter wieder ans virtuelle Tageslicht führte. Er spielte den anderen Teilnehmer*innen Streiche und verschwand daraufhin in seinen Geheimtunnel. Die Suche danach dauerte - trotzdessen jede*r seinen Namen durch Wände sehen und ich selbst fliegen konnte - einige Minuten an.

Herausforderungen & Tipps

Bevor wir mit dem Bau beginnen konnten, mussten sich alle Kinder über ein digitales Netzwerk mit mir verknüpfen und einen Account bei Discord einrichten. Dies geschah hauptsächlich über Telefonanweisungen an die Kinder oder Eltern, was sich teilweise sehr schwer gestaltete.

Oft war es schwierig, die richtigen digitalen Materialien zu finden, da diese natürlich nicht exakt die gleichen Farben oder Muster hatten wie in der realen Welt bzw. im Spiel nicht die benötigten Materialien vorhanden waren. Ab und zu musste auch die Ablenkung auf ein Minimum reduziert werden, um die Konzentration wiederherzustellen (allerdings war das nur selten der Fall).

Fazit

Mir persönlich hat das Projekt großen Spaß gemacht, da ich selbst auch privat gerne mal an der Konsole sitze und somit Beruf und Vergnügen verknüpfen konnte. Des Weiteren war ich sehr positiv überrascht von den Fähigkeiten der Kinder im Umgang mit einem solchen Bauprojekt. Obwohl ich bereits viel von ihnen erwartete, haben sie mich dennoch mehrfach zum Staunen gebracht.