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barrierefrei kommunizieren!

Susanne Böhmig beim Workshop der Initiative "Inklusive IT-Berufe"

Im Gegensatz zum Rest der Bevölkerung profitiert diese Gruppe nicht vom Jobaufschwung, die Arbeitslosenquote unter den Schwerbehinderten ist überdurchschnittlich hoch. In ITK-Unternehmen werden einer BITKOM-Umfrage zufolge 175 Jugendliche mit schweren Behinderungen ausgebildet. Das entspricht einer Quote von 0,6 Prozent. Diese Zahl zu steigern, ist das Ziel der BITKOM-Initiative "Inklusive IT-Berufe". Denn gerade IT-Berufe können für Menschen mit Behinderungen günstige Bedingungen bieten. Beispiele sind  Autisten, die fokussiert und ablenkungsfrei Software testen; Hörbehinderte, die von weitgehend digitalisierten Kommunikationsprozessen profitieren oder Menschen mit Körperbehinderungen, für die ein wenig Mobilität erfordernder Computerarbeitsplatz generell optimal ist und für die eine Vielzahl von unterstützenden Technologien zur Verfügung steht.

Doch wie finden IT-Unternehmen geeignete Bewerber? Um dieses Thema ging es beim 1. Workshop der Initiative "Inklusive IT-Berufe" am 29. Januar 2013 in Berlin. 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter Auszubildende sowie Vertreter von IT-Unternehmen, Ausbildungseinrichtungen und der Bundesagentur für Arbeit, tauschten sich über die Erwartungen auf Bewerber- und Firmenseite aus - und über die richtige Ansprache künftiger Auszubildender. Internetauftritte und Praktikumsangebote, die sich speziell an die Zielgruppe richten, wurden als gute Möglichkeit genannt, erste Kontakt zu initiieren, die BITKOM-Initiative will außerdem dazu beitragen, Kooperationen zwischen Fördereinrichtungen und Behindertenverbänden sowie IT-Unternehmen aufzubauen.

In ihrem Vortrag "Dynamisch, mobil, flexibel…? Wie Schulabsolvent/innen mit Behinderung  IT-Firmen wahrnehmen" erläuterte Susanne Böhmig, Leiterin von barrierefrei kommunizieren!, dass die meisten jungen Menschen IT-Unternehmen eher als eine Utopie wahrnehmen, die für sie sowieso nicht zu erreichen ist. Als Gründe identifizierte und kritisierte sie die das Aufwachsen und Lernen in separierten Systemen, die zwar oftmals eine sehr gute Förderung in Bezug auf die Behinderung selbst leisten, jedoch Heranwachsende mit Behinderungen nicht optimal auf ein Leben jenseits des "Schonraums" vorbereiten.

Auf der anderen Seite sei das Bewerbungsprozedere größerer IT-Firmen oft durch Online-Formulare so standardisiert, dass Bewerber, die von den Voraussetzungen her durchaus geeignet seien, aber den Vorgaben nicht entsprächen, durchs Raster fielen. Als Beispiel nannte sie körperbehinderte Ausbildungssuchende, die in der Regel die Förderschule "nur" mit erweitertem Hauptschulabschluss abschließen.

Ihre Handlungsempfehlung: die Unternehmen sollten sich auch in Förderschulen präsentieren, so dass sie für Heranwachsende mit Behinderungen als Ausbilder überhaupt wahrnehmbar sind. Unternehmen könnten bereits in den Schulen Projekte anbieten und begleiten und Praktikumsplätze für die Zielgruppe anbieten. So könnten geeignete Kanditatinnen und Kanditaten identifiziert werden. Weitere Vorschläge sind die Entwicklung von Tutorensystemen: behinderte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer begleiten und unterstützen Heranwachsende mit Behinderung auf dem Weg ins Berufsleben. Auch Diversity Manager, die immer häufiger in größeren Unternehmen tätig sind, seien Ansprechpartner für die Zielgruppe.

Weitere Infos:

Agenda des 1. Workshops der Initiative "Inklusive IT-Berufe"

inklusive-it-berufe.de/agenda/index.html

Susanne Böhmig im Interview auf dem BITKOM-Blog

www.digitalewelt.org/content/bessere-jobchancen-fuer-jugendliche-mit-behinderung)

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