Mit Wheelmap (nicht) barrierefreie Orte markieren
Zusammenfassung & Ziele
Die Teilnehmenden erkunden ihre Umgebung und achten dabei auf Barrieren für Menschen im Rollstuhl. Sie fotografieren die Barrieren mit dem Smartphone bzw. Tablet. Mit der App Wheelmap von Sozialhelden e.V. markieren sie auf einer Online-Karte Orte, ob sie barrierefrei sind oder nicht. Sie werden für das Thema Barrierefreiheit und Mobilitätseinschränkungen sensibilisiert und lernen Apps für Menschen mit Behinderung kennen.
Vorbereitung
- Wheelmap-App herunterladen. Die Wheelmap-Kartendaten kommen von OpenStreet-Map, einer freien Online-Karte. Um in der Wheelmap bereits angelegte Orte hinsichtlich ihrer (Nicht-) Barrierefreiheit zu markieren, kann man direkt in der App ohne Anmeldung loslegen.
- Prüfen, welche Orte in der Umgebung, die im Projekt erkundet werden soll, bereits farblich markiert und welche noch grau sind. (grün = vollständig barrierefrei, orange = teilweise barrierefrei, rot = nicht barrierefrei, grau = noch nicht markiert)
- Route überlegen und Orte festlegen, deren Zugänglichkeit überprüft und dokumentiert werden soll.
- Handout für Mapper ausdrucken.
- FAQs auf www.wheelmap.org durchlesen.
Einen neuen Ort hinzufügen
- www.wheelmap.org bzw. Wheelmap-App öffnen → Neuen Ort hinzufügen. Jetzt wird man durch einen Dialog geführt. Je mehr Angaben zur Barrierefreiheit man machen kann, umso besser.
- Es kann einige Minuten dauern, bis der neue Ort in der Wheelmap erscheint. Bitte solange warten, damit man nicht unbeabsichtigt Orte mehrfach einträgt. Hinweis: Diese Daten werden in der Datenbank der Wheelmap hinterlegt, nicht in der OpenStreetMap.
Durchführung
- Einstiegsrunde: Was sind Behinderungen? Kennt ihr Menschen mit Behinderungen? Was könnten Barrieren für Menschen mit Behinderungen sein, wenn sie in der Stadt unterwegs sind?
- Wheelmap-Vorstellung: Was kann man mit der Wheelmap machen? Welche Orte sind bereits markiert? Wo gibt es noch "graue Flecken"? Was bedeutet das Ampelsystem? Welche Kriterien muss ein Ort erfüllen, damit er mit grün, rot, orange markiert werden kann? (Zusammenfassung der Kriterien siehe Handout für Mapper). Wie kann man Fotos und Bemerkungen hinzufügen?
- Einteilung der Teilnehmenden je nach Gruppengröße und Verteilung der Rollen: Wer sitzt im Rollstuhl? Wer fotografiert Barrieren? Wer markiert mit der Wheelmap-App? Die Rollen können im Projektverlauf getauscht werden. Verteilung der Teams auf die einzelnen Routen und Vereinbarung einer Rückkehrzeit.
- Präsentation der markierten Orte inklusive Kommentare. Vorstellung der Fotos und Diskussion der Barrieren. Konnten die Teilnehmenden neue Perspektiven gewinnen?
Schluss
- Menschen mit Behinderung sagen oft: "Ich bin nicht behindert, ich werde behindert" Was ist mit dem Satz gemeint? Fallen euch selbst Beispiele und Momente ein, wo ihr "behindert" wurdet? Was könnte man tun, um Barrieren zu vermeiden oder zu reduzieren?
Infos: Soziales Modell, Menschenrechte, Inklusion
- Wheelmap funktioniert so: Viele Menschen leisten freiwillig einen kleinen Beitrag – dadurch entsteht etwas Nützliches für viele. Kennt ihr weitere solcher Projekte in der digitalen Welt? Wie könnte so ein Projekt aussehen, das einer anderen Zielgruppe hilft?
- Als Beispiel kann die App Be My Eyes (ab iOS 10.0, ab Android 4.4, kostenfrei) vorgestellt werden. Blinde Menschen können mit dieser App sehende Helfer anrufen. Diese beschreiben, was durch die Handykamera der blinden Person gerade zu sehen ist.
Achtung! Rollstuhlexperiment
Sich für ein paar Stunden in den Rollstuhl zu setzen, ist beliebt, um den Blick für die Barrieren zu schärfen. Man sollte aber einiges diskutieren, damit die Übung nicht zur Mitleidstour verkommt:
- Die Teilnehmenden sitzen nur kurz in Leihrollstühlen, die technisch nicht vergleichbar sind mit individuell angepassten Aktivrollstühlen. Menschen, die länger den Rollstuhl nutzen und im Oberkörper nicht eingeschränkt sind, sind geübter und bleiben nicht an jeder Kante hängen.
- Umgekehrt können sie nach Experiment-Ende nicht einfach aufstehen: Sie erleben täglich, irgendwo nicht (so einfach) reinzukommen. Das Experiment soll zeigen: Diese Barrieren müssten nicht sein, wenn man beim Bauen daran denkt, dass nicht alle Treppen steigen können. Auch Menschen mit Kinderwagen oder Gepäck freuen sich über Aufzüge, Rampen, stufenlose Eingänge.
- Damit Gefühle wie Hilflosigkeit und Mitleid nicht dominieren, können andere Bilder gezeigt werden: Zum Beispiel das abgebildete Foto von Rollstuhlskater David Lebuser. Weitere Fotos von Menschen mit Behinderung als Sportler, im Beruf, in der Freizeit und unterwegs findet man auf www.gesellschaftsbilder.de.
Links
- Das "Ein Tag im Rollstuhl"-Problem (Raul Krauthausen)
- Die Sache mit dem Selbstversuch – sinnvoll oder realitätsfern? (Miriam Flüß)
Material
Wheelmap
- im Browser
- ab iOS 9.0
- ab Android 4.4
- kostenfrei
- Smartphones bzw. Tablets
- Handout für Mapper
- Maßband bzw. Zollstock
- Leihrollstühle