Für viele Freiwillige startete das FSJ beim Kick-Off im Oktober mit einer ganz besonderen Nachricht: Im Laufe des Freiwilligen Sozialen Jahres 2022/23 erhalten 20 Freiwillige die Möglichkeit, an einer Projektreise nach New York City teilzunehmen. Nachdem fleißig Bewerbungen eingegangen waren und die jeweiligen Servicestellen ihre Personen benannt hatten, ging es in die Planung. Gemeinsam mit Jan Herfordt und Saskia Schwarz planten die Freiwilligen eigenständig die Projektreise, die im Mai 2023 stattfinden sollte. Es wurden Flüge gebucht, ein Hotel rausgesucht, „Good to know's“ über New York und die USA zusammengesammelt und Einrichtungen zum Thema der Projektreise angeschrieben und gesucht: Freiwilligkeit erleben – Volontariat und Soziale Arbeit in Deutschland und den USA.
Bereits die mehrmonatige Planung vor der Reise hat uns zu einer tollen Gruppe zusammenwachsen lassen und die Aufregung stieg mit jedem Tag mehr. Am 14.05.2023 war es dann endlich soweit und unser Flug nach New York City startete pünktlich und mit allen Freiwilligen und Koordinator*innen. Für viele war es die erste Reise außerhalb Europas.
„Ich sah diese Stadt zum ersten Mal bei Anbruch der Nacht, als es bereits dunkel war und wurde von allen Seiten überwältigt von den gigantischen Ausmaßen der Hochhäuser und funkelnden Lichter.“
So beschreibt eine Teilnehmerin ihre Eindrücke nach dem Ankommen. Am ersten Tag in New York City erkundeten wir die Stadt bei einem Kulturtag, um ein Gefühl für das Miteinander in Amerika zu erhalten und eine Orientierung zu bekommen. Wir starteten mit einer Stadtführung, welche uns zur Statue of Liberty und Ellis Island brachte, um einen Einblick in die Geschichte und die Ursprünge der amerikanischen Kultur und des Landes zu erhalten.
Anschließend besuchten wir das 9/11 Memorial und beschäftigten uns mit den Geschehnissen dieses Ortes. Im Laufe der Woche besuchten wir verschiedene soziale Einrichtungen, um zu erfahren, wie soziale Arbeit, soziales Miteinander und freiwilliges Engagement in Amerika gelebt werden. Wir besuchten unter anderem die Einrichtung „DOROT“, die sich für ältere Menschen einsetzt und sozialen Isolationen in einer Millionenstadt entgegenwirken möchte. In der „Food Bank for New York City“ konnten wir selbst mit anpacken und Pakete und Tüten mit Lebensmitteln für bedürftige Menschen packen.
Bei allen Besuchen erhielten wir einen Einblick in die Arbeit und Strukturen vor Ort und waren sehr überrascht, wie sehr sich das freiwillige Engagement von dem in Deutschland unterscheidet und wie sehr die Einrichtungen von Spenden abhängig sind. Bei unseren Wegen durch die Stadt fiel vor allem das „Äußere“ sozialer Einrichtungen auf. Schulen in New York City haben größtenteils betonierte Schulhöfe, befinden sich in Hochhäusern oder sind von außen kaum als Schule erkennbar. Medizinische Einrichtungen werben mit Billigpreisen und bunten Plakaten und sehen wenig vertrauenswürdig aus. Eine Freiwillige beschreibt die Stadt wie folgt:
"Für mich war New York in fast jeder Ausprägung ein Extrem. Extrem in seinen Bauten, seiner Dynamik, in der überschwänglichen Freundlichkeit der Einwohner in den Läden und Märkten, aber auch in seinen Disparitäten. Doch genauso extrem ist diese Stadt in ihrer Bedürftigkeit. Die Schere zwischen Arm und Reich, von der wir in Deutschland – bzw. ich in Bremen – zwar in der Schule lernen, sie aber im alltäglichen Leben nicht allzu sehr zu spüren bekommen, ist in New York nicht nur glasklar zu sehen, sie ist nahezu mit bloßen Händen greifbar. Läuft man durch die Stadt und schaut dabei nach oben, um die Skyline zu erblicken, sieht und riecht man das Geld. Doch lässt man seinen Blick nach unten auf die Straße wandern, dann sieht und riecht man eine Obdachlosigkeit und Verwahrlosung, wie sie mir in einem solchen Ausmaß noch nie unter die Augen gekommen ist.“
Mit diesen und viel mehr Eindrücken sind wir nach einer Woche wieder den Heimweg angetreten. Es war eine sehr wertvolle und prägende Zeit und wir bedanken uns bei der tjfbg gGmbH für diese einmalige Möglichkeit.
Titelfoto: Bild von Steen Jepsen auf Pixabay